Großregion SaarLorLux
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Bergbau und Eisenherstellung der Kelten

Der Bergbau ist in unserer Großregion nichts Neues. Interessant wird es, wenn es sich aber um den Bergbau in der Steinzeit handelt, denn schon in der Jungsteinzeit nutzte man Rohstoffe, die unterhalb des Bodens zu finden waren. 

Der im Saarland ist seit der keltischen Zeit durch Ausgrabungen nachgewiesen. Seit 1429 ist er auch schriftlich belegt. Zur Zeit der Kelten wurde aber meist keine Kohle, sondern Salz abgebaut. Schon 850 v. Chr. bescherte der Abbau und Handel von Salz den Kelten ein lukratives Geschäft. Die Förderung von Kohle im Saarland ist jedoch auch seit der Zeit der keltischen Besiedlung belegt. 

Bronzezeitliche Stiege aus den Hallstätter Salzbergwerken, datiert 1344 / 1343 v. Chr., Foto © Andreas W. Rausch, CC BY-SA 3.0

1982 wurde bei einer Ausgrabung eines Hügelgrabes aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Rubenheim im Saar-Pfalz-Kreis eine geschnitzte Kohleperle als Grabbeigabe gefunden. Durch eine palnyologische Untersuchung konnte die Kohleperle einem Kännelflöz bei Heinitz im Landkreis Neunkirchen zugeordnet werden. 

Auch in römischer Zeit wurde im Saarland offenbar oberflächennaher Kohleabbau betrieben: Im Grab der sog. »Ursula von Roden« aus dem 3. Jahrhundert nach Christus wurden sog. »Gagat-Ringe« (aus geschliffener Kännelkohle hergestellte Schmuckringe) gefunden. 

»Gagat«, auch Jett oder Pechkohle genannt, ist von samtartigem Glanz und wird als Schmuckstein verwendet wird. Es ist durch Bitumen imprägniertes fossiles Holz, das sich in einem Übergangsstadium von der Braunkohle zur Steinkohle befindet. Der deutsche Name Gagat (lateinisch Lapis gagatis) leitet sich von einer Fundstelle in der Nähe des Flusses und der Stadt Gagas in Lykien (Türkei) ab. Im 18. bis ins 20. Jhdt. wurde Gagatschmuck als Trauerschmuck bekannt.

Gagat aus Holzmaden, Deutschland

Vor 7.000 Jahren gab es die ersten Bergarbeiter dieses Kontinents, sie waren Kelten und der Abbau von Salz und anderer Bodenschätze sollte ihre Kultur und Tradition prägen. 

Mit Hilfsmitteln wie Pickel aus Hirschgeweih oder Beilen aus Stein legten die Menschen damals das Salz frei, welches sie zum Konservieren ihrer Lebensmittel benötigten. 

Hirschgeweihpickel vom Hallstätter Salzberg, Foto: © Andreas W. Rausch, CC BY-SA 3.0

So war der Bergbau im 15. Jahrhundert v. Chr. so weit entwickelt, dass mit Werkzeugen aus dem Metall Bronze das Salz aus 100 Meter tiefen Schachtanlagen ans Tageslicht befördert wurde. Die Menschen wussten schon damals, dass das »weiße Gold« Eigenschaften besitzt, die ihnen das Leben leichter machten. Dank der konservierenden Wirkung des Salzes wurden zahlreiche Objekte bis in die heutige Zeit erhalten. 

Bei Ausgrabungen in den Salzminen von Hallstatt in Österreich wurden diese Objekte entdeckt. Tragesäcke aus Leder, Leuchtspäne aus Tannenholz, Schaufeln und eine transportable hölzerne Stiege zeugen vom Einfallsreichtum der Kelten und dem menschlichen Streben nach Fortschritt. 

Die Kelten aus dem Donauraum und die Skythen an Dnjepr und Don hatten das Montanwesen bereits um 1.100 v. Chr. so hoch entwickelt, dass Gebrauchsgegenstände aus Eisen die aus Bronze allmählich ablösen konnten. 

Original Bronzepickel aus den prähistorischen Bergwerken von Hallstatt, Foto: © Andreas W. Rausch, CC BY-SA 3.0

Nach Funden aus der Keltenzeit am Hallstätter See in Oberösterreich nennt man die frühe Eisenzeit auch »Hallstatt-Zeit«. Zwischen 650 und 500 v. Chr. kamen die Kenntnisse über die Eisengewinnung ins westliche Mitteleuropa.

Handel und Wissensaustausch mit Griechen, Etruskern und Römern hatten die eigenständige La-Tène-Kultur zur Folge. 

Eine besondere Bedeutung hatte das Metall Silber, aus dem Münzen hergestellt wurden und dessen Vorkommen meistens an Blei gebunden war.

Die Kelten hatten bereits ein umfangreiches Wissen über das Montanwesen, entdeckten im 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. die »Ausbisse« der Erzlager und gewannen erstmals Eisen und andere Metalle in einfachen Schmelzöfen. 

Inventar des Grabes N18 aus dem Hallstätter Gräberfeld nach der Restauration., Foto © Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, CC BY-SA 3.0

An den Ausbissen herumliegende Gesteinsbrocken mit Erzeinschlüssen, sogenannte »Molterstücke«, waren leicht zu gewinnen. Das führte zu dem so genannten Pingenbergbau, der dem Bergbau unter Tage vorausging. Nach dem Grimmschen Wörterbuch ist ein »Pinge« (oder Binge, Bünge, Pünge) eine runde Vertiefung an der Tagesoberfläche, entstanden durch einen alten Schacht, der aufgrund seines Alters zusammengestürzt ist und dieses Relikt hinterlassen hat. 

Eine erste Verhüttungsperiode dauerte von ungefähr 500 v. Chr. bis 100 n. Chr.. Diese setzte natürlich einen Bergbau voraus. Die Gewinnung des Eisens aus dem Erz erfolgte damals bei etwa 1.000° C in kuppelförmigen »Windöfen«, so genannten »Rennöfen«, die mit sehr viel Holzkohle und dem Zug von natürlichen Hangaufwinden arbeiteten. 

Schwertgriff aus Elfenbein mit Bernsteineinlagen aus dem Gräberfeld von Hallstatt, Foto © Alice Schumacher, CC BY-SA 3.0

Das Ergebnis des Schmelzvorgangs waren eisenreiche, noch Schlacke enthaltende, zähflüssige »Luppen«. Reines Eisen schmilzt erst bei 1.535° C. Da die Kelten damals noch nicht so hohe Temperaturen erreichen konnten, floss aus den Öfen eine zähe Masse, welche erst von der noch enthaltenen Schlacke befreit werden musste.

Die Luppen mussten ausgeschmiedet werden, wodurch sich das Eisen verdichtete und hochwertiger wurde. 

Das geschah oft in einfachen Waldschmieden, wo der Schmied mit seiner Familie lebte und gleichzeitig z.B. als Bauer arbeitete. 

Es gab in Zeiten der frühen Schmieden aber auch schon technische Neuerungen wie den »Reckhammer«, der durch Wasserkraft angetrieben wurde und auf mechanische Weise das Ausschmieden der Eisenluppe erledigte. 

Zur gezielten Nutzung legte man auch Weiher und Teiche an, die aufgestaut wurden. Durch das Aufstauen und dem möglichen Wasserschwall konnte auch eine größere Kraft erzeugt werden. Durch das »Recken« wurden einfache handhabbare Eisenbarren hergestellt, die zu Werkzeugen oder Waffen weiterverarbeitet werden konnten.

Rennofen mit Rinne und Herdgrube für die Schlacke

Etwa um die Zeit des 6. – 7. Jhdt. v. Chr. wurde unsere Großregion von der Hunsrück-Eifel-Kultur besiedelt. Sie stellt eine Randerscheinung der Spät-Hallstatterscheinung dar (Hallstattkultur: ältere Kultur der Eisenzeit, etwa 1.200 – 450 v. Chr., benannt nach dem Fundort am Hallstatter See in Oberösterreich). Schon damals gab es verblüffend einfache Wege und Mittel, sich das Leben einfacher zu machen:

Das erzführende Gestein wurde erhitzt, durch Begießen mit Wasser brüchig und somit leichter abbaufähig gemacht. Das Eisenerze (hauptsächlich Bohnerz, Braun-, Rot- und Raseneisenstein) hat man dann in »Rennöfen« verhüttet. 

Reichhaltige Funde von ganz eigenständigen keramischen Erzeugnissen und Arbeiten aus Metall zeugen vom Wohlstand der Kelten, zumindest der herrschenden Schicht und der sozialen Oberschicht. Die Ausnutzung der Eisenvorkommen wird die Erklärung für den Reichtum der keltischen Oberschicht sein. Die Kelten waren Meister in der Bearbeitung des Eisens und sicherlich machten sie sich die in der Region bestehenden Eisenerzvorkommen zunutze.

Durch die Funde aus verschiedenen Gräbern der Hunsrück-Eifel-Kultur kann eine Einteilung des sozialen Aufbaus der in dieser Zeit lebenden Menschen vorgenommen werden. Man kann differenzieren zwischen einer ärmlichen-, besser gestellten- und reichen Bevölkerungsschicht. Dies lässt wiederum den Schluss auf eine Einteilung in Arbeiter, Handwerker (also wohl auch Bergleute und Schmiede), vielleicht auch noch Kaufleute und eine Oberschicht neben den Arbeitern und Bauern in der Landwirtschaft und Viehzucht zu.

Belüftung des Rennofens mittels eines Blasebalgs

Da die ausgedehnten Wälder unserer Region Holz in Fülle lieferten, waren die Gestehungskosten für die Eisenproduktion recht niedrig. Der Tauschwert der von den Handwerkern hergestellten Waffen und Eisenwaren dagegen sehr hoch. 

Auch die Treverer, die Caesar für die Jahre 58 und 50 v. Chr. nennt, haben das Bergbau- und Hüttenwesen weitergeführt, was zu ihrem Wohlstand beigetragen haben mag.


Wie hatte man sich den Bergbau und die Eisenverarbeitung damals vorzustellen?

Im Bergbau hat sich gegenüber früher nicht viel verändert. Die Fronhöfe ließen die Landarbeiter und Bauern dort graben, wo Erz vermutet wurde oder wo vielleicht aus früheren Zeiten Gruben verschüttet waren, bis sie das Eisengestein erreichten. 

Stück Jett aus Großbritannien, Foto: © me, CC BY-SA 4.0

Das Erz lag in sogenannten Flözen; die Adern hatten eine Dicke von 1-3 m. Stieß man auf stärkeres Grundwasser, wurde an anderer Stelle gegraben. Die Schächte waren meist nur ein Rundloch von 2 m Durchmesser. 

Um ein Abbröckeln des Bodens zu verhindern, wurden aus Ästen gebogene Holzreifen an den Innenwänden angebracht. Ein an einem Seil befestigter korbähnlicher Behälter beförderte die Arbeiter nach unten, die den Korb mit Materialien beluden, der dann nach oben gezogen wurde. Das Grundwasser wurde mit Eimern gleichfalls nach oben transportiert. 

An Ort und Stelle gab es auch Schmelzöfen und Schmieden, die das Eisen verarbeiteten, oder das Erz wurde zu Schmelzen gefahren. Später gab es dann, wenn der Abbau sich lohnte, auch Stollenbau, wobei das Material mit Holzwägelchen zum Schacht oder Ausgang transportiert wurde. Vorreiter waren die Kelten bei der Weiterentwicklung des Wagens. Sie erfanden Drehschemellenkung und Federung. 

Auch in der Metallurgie, vor allem bei der Erzeugung von Damaszenerstahl, waren die Kelten den Römern anfangs weit überlegen.                                  

Vermutlich übernahmen sie auf diesen Feldern verschiedene Fähigkeiten von den Etruskern und Skythen. Lange Zeit bildeten Importe von Waffen, insbesondere Schwertern aus keltischer Produktion, einen festen Bestandteil der Bewaffnung römischer Truppen. Daneben übernahmen die Römer im Wagenbau nicht nur technische Details, sondern vermutlich auch einzelne Begriffe des Wagenbaus von ihnen.