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Vincent van Gogh

Selbstporträt 1887

Dass der Name ›Vincent van Gogh‹ an dieser Stelle genannt wird, ist sicherlich für den Einen oder Anderen überraschend: Tatsache jedoch ist, dass Vincent van Gogh fast 2 Jahre in der ›Borinage‹, dem belgischen Steinkohlerevier im Südosten des Landes, nahe der französischen Grenze gelebt hat. 

Dort fällte er eine maßgebliche Entscheidung seines Lebens: Er war als Prediger in die karge Gegend der ›Borinage‹ gekommen. U.a. kann man heute das van Gogh Haus in Petit Wasmes besuchen, das heute zur Gemeinde Colfontaine gehört. Hier wohnte Vincent, während er 6 Monate als evangelischer Hilfsprediger angestellt war. 

Von August 1879 bis Oktober 1880 lebte van Gogh im ›Maison du Marais‹ in Cuesmes, einem kleinen Dorf in der Nähe von Mons, welches seit 1972 zur Stadt Mons gehört. 

Dort beschloss er, sein Leben nicht mehr in den Dienst der Kirche zu stellen, sondern endgültig Maler zu werden. 

Neben vielen Zeichnungen rund im das einfache Leben der Arbeiter im Bergbau entstand dort im Jahr 1880 das Bild »Les Bêcheurs«, welches sich heute neben vielen Repliken und Kopien in dem zum Museum umgebauten Haus ›Maison du Marais‹ befindet.

Zur Person

Geburtshaus in Zundert, um 1900

Vincent Willem van Gogh (* 30. März 1853 in Groot-Zundert; † 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise) war ein niederländischer Maler und Zeichner. Er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei. Nach gegenwärtigem Wissensstand hinterließ er 864 Gemälde und über 1.000 Zeichnungen, welche allesamt in den letzten zehn Jahren seines Lebens entstanden sind.

Vincent van Gogh führte einen umfangreichen Briefwechsel, der eine Fülle von Hinweisen auf sein malerisches Werk enthält und selbst von literarischem Rang ist.

Sein Hauptwerk, das stilistisch dem Post-Impressionismus zugeordnet wird, übte starken Einfluss auf nachfolgende Künstler aus, vor allem die Fauves und Expressionisten.  

Während er zu Lebzeiten nur wenige Bilder verkaufen (sein erstes verkauftes Bild kaufte sein Bruder Theo) konnte, erzielen seine Werke seit den 1980er-Jahren bei Auktionen Rekordpreise.

Vincent van Gogh mit 19 Jahren (1872)

Vincent van Goghs frühen Arbeiten ist kaum anzumerken, dass er einmal ein bedeutender Maler werden sollte. Er wollte lernen und eignete sich das Nötigste autodidaktisch an, zeichnete nach Lehrbüchern und kopierte von ihm bewunderte Zeichnungen und Drucke.

Von Dezember 1878 bis Oktober 1880 lebte Vincent van Gogh in der »Borinage«, einem Kohlerevier in der Umgebung von Mons. Als »Borinage«, schwarzes, von Kohlestaub bedecktes Land, wurde der Südosten Belgiens im 19. Jahrhundert bekannt.

Hier verdingte sich van Gogh anfangs als Prediger in Probezeit. Hier entschied er sich auch nach seiner Kündigung, Künstler zu werden. Er identifizierte sich mit der harten Realität des Alltags der Kohlearbeiter sowie ihrer Familien und fand die Landschaft pittoresk.

Stilleben mit Tontopf und Kartoffeln, 1884

Um in Kontakt mit Kunst und Künstlern zu kommen, zog er im Oktober 1880 nach Brüssel, wo er sein Selbststudium fortsetzte. Dass er, wie gelegentlich angemerkt, die dortige Kunstakademie jemals besuchte, ist nicht eindeutig belegt (er war allerdings eingeschrieben).

Im April 1881 kehrte van Gogh (wohl auch aus wirtschaftlichem Grund) ins Elternhaus nach Etten zurück. Dort zeichnete er wieder – neben Landschaftsmotiven der Umgebung – hauptsächlich bäuerliche Arbeiten und Arbeiter.

Weitere Zwischenstationen seines Lebens waren Den Haag, die niederländische Provinz Drenthe und Antwerpen, bevor er im Jahr 1886 zu seinem Bruder Theo nach Paris zog. Zwei Jahre lang weilte er dort.

Vor allem hier machte er die Bekanntschaft zahlreicher anderer Maler, darunter Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Signac, Louis Anquetin und Paul Gauguin. Freundschaft schloss er auch mit Émile Bernard.

van Gogh, gemalt von Toulouse-Lautrec

In Paris lernte van Gogh den damals aktuellen Kunststil, den Impressionismus, kennen. Unter diesem Eindruck hellte seine vormals dunkle Palette sich auf, und er begann, mit verschiedenen Maltechniken zu experimentieren. Er malte viel im Freien, vor allem in der ländlichen Umgebung von Paris, so am Montmartre und in Asnières

Auf Dauer aber waren das hektische Großstadtleben und die häufigen Streitereien unter den Malern, auch der Umstand, dass man ihm verboten hatte, auf der Straße zu malen, für ihn unerträglich. Er beschloss, die Stadt zu verlassen und reiste im Februar 1888 in das südfranzösische Arles.

Aus mehreren Gründen hatte van Gogh sich für Südfrankreich entschieden. Zum einen wollte er dem nördlichen Winter entgehen, zum anderen hoffte er, hier die »blauen Töne und heiteren Farben« des Südens zu finden. 

Ursprünglich war Arles nur als Zwischenstation auf dem Weg nach Marseille gedacht gewesen, wo er für Theo kunsthändlerisch tätig werden wollte; dieser Plan wurde jedoch nicht ausgeführt.

Theo van Gogh im Jahr 1872

Van Gogh lebte zunächst in einer Pension. Im April mietete er ein Atelier im sogenannten »Gelben Haus«, wo er ab September auch wohnte.

In künstlerischer Hinsicht war der Arleser Aufenthalt besonders produktiv. In sechzehn Monaten schuf van Gogh 187 Gemälde. In Ermanglung von Modellen wandte er sich zunächst der Landschaft zu.

Nach der »Brücke von Langlois« malte er im Frühling eine Serie blühender Obstgärten und andere Motive aus der Umgebung von Arles. 

Im Mai machte er einen mehrtägigen Ausflug nach Saintes-Maries-de-la-Mer, von wo er unter anderem die Skizzen für das später angefertigte Gemälde »Fischerboote am Strand von Les Saintes-Maries« mit nach Hause brachte.

Selbstporträt mit Ohrverband, 1889

Nach einiger Zeit begann van Gogh, Bekanntschaften zu machen, darunter verschiedener Maler, die vorüber-gehend in der Gegend lebten. Große Sympathie brachte er Eugène Boch entgegen, den er auch porträtierte.

Am 23. Oktober traf Gauguin in Arles ein. Schon wenig später war die Beziehung der beiden schwierigen Charaktere von Konflikten belastet.

Das Zusammenleben endete genau zwei Monate später mit einem nie völlig geklärten Vorfall, in dessen Verlauf van Gogh sich nach einem Streit mit Gauguin einen Teil seines linken Ohres (nach anderer Darstellung ›das Ohr‹) abgeschnitten haben soll, wie Paul Gauguin berichtete.

Dieser kommt allerdings auch selbst als Täter in Betracht. Man fand van Gogh am nächsten Morgen, bewusstlos und geschwächt vom Blutverlust. Gauguin benachrichtigte Theo und fuhr nach Paris.

Mohnfeld, 1889

Wegen des Blutverlustes wurde van Gogh rund zwei Wochen lang im Krankenhaus von Arles behandelt.

Im Februar 1889 wurde ein erneuter, mehrtägigen Krankenhausaufenthalt notwendig. Kaum entlassen, wurde er aufgrund einer Petition von Bürgern, die sich vor seinem unheimlichen Verhalten fürchteten, wiederum im Hospital interniert. Diese Zwangsinternierung wurde im April 1889 aufgehoben.

Da der Maler sich noch nicht zutraute, allein zu leben – möglicherweise auch, um seinen Bruder, der vor Kurzem geheiratet hatte, nicht zu sehr zu belasten – entschied er sich für eine Übersiedelung in die unweit gelegene Nervenheilanstalt ›Saint-Paul-de-Mausole‹ in Saint-Rémy-de-Provence.

Die privat geführte Nervenheilanstalt von Saint-Rémy, wo der Maler am 8. Mai eintraf, war in einer ehemaligen Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert untergebracht. Eine Behandlung fand dort nicht statt; Vincent van Gogh beklagte brieflich die völlige Untätigkeit seiner Mitpatienten, von denen er sich nach Möglichkeit fernhielt.

Les Bêcheurs

Ihm selbst jedoch war das Malen als Therapie erlaubt, und er begann damit in den ersten Tagen nach seiner Ankunft. Der vielfach Gescheiterte, zurückgezogen Lebende klammerte sich jetzt noch mehr als zuvor an seine Arbeit. 

Zunächst malte er Motive aus dem Garten der Anstalt sowie den Ausblick aus seinem Fenster, dann Motive aus der Umgebung von Saint-Rémy und die später berühmt gewordene »Sternennacht«.

Im Sommer erlitt er einen schweren Anfall, in dessen Verlauf er (ebenso wie während eines weiteren Anfalls Ende des Jahres) versuchte, giftige Farben zu schlucken, was möglicherweise als Selbstmordversuch gewertet werden kann.

Schon seit dem Herbst 1890 verfolgte van Gogh die Absicht, die Anstalt, in der er sich als ein Gefangener fühlte, zu verlassen und wieder in den Norden zu ziehen. Damit stellte sich die Frage nach einem Ort, an dem er die notwendige Betreuung erhalten würde. Im Frühjahr 1890 schien die Frage gelöst:

In Auvers-sur-Oise, ca. 30 km von Paris entfernt, würde der Kunstfreund und Arzt Paul Gachet sich seiner annehmen.

»Roter Weinberg«, verkauft 1890 auf einer Ausstellung in Brüssel an Anna Boch, Bild befindet sich heute im Puschkin Museum Moskau

Am 17. Mai 1890 traf Vincent van Gogh in Paris bei seinem Bruder ein. Bereits nach drei Tagen reiste Vincent van Gogh überstürzt nach Auvers zu Dr. Gachet weiter.

In Auvers fiel der Maler in einen wahren Schaffensrausch. In 70 Tagen schuf er rund 80 Gemälde und 60 Zeichnungen. Das noch ländliche Auvers mit seinen strohgedeckten Hütten bot ihm zahlreiche Motive.

Er malte die Häuser des Dorfes, seine Kirche und die Porträts einiger Bewohner, darunter auch das des Dr. Gachet und dessen Tochter.

In diese Zeit fiel auch der einzig belegte Verkauf eines seiner Bilder: Welche Bilder Vincent van Gogh zu Lebzeiten verkauft hat, kann heutzutage nicht mehr nachvollzogen werden. Entgegen der verbreiteten Behauptung, er habe nur ein einziges Werk verkauft, könnten es durchaus zehn gewesen sein.

Dokumentiert ist bisher nur der Verkauf des Gemäldes »Roter Weinberg« an die belgische Malerin Anna Boch zum Preis von 400 Francs auf einer Ausstellung (auf der Ausstellung der ›Société des Vingt‹ in Brüssel) im Jahr 1890.

Anna Boch und ihr Bruder Eugène Boch, ein Freund van Gogh´s, stellen auf dieser Ausstellung ebenfalls aus. 1891 soll Anna Boch noch ein zweites Bild van Gogh´s gekauft haben, dieses aber 1907 wieder verkauft haben.

Am 6. Juli 1890 besuchte Vincent van Gogh seinen Bruder Theo und dessen Familie in Paris, wo es offenbar, wie schon beim vorherigen Mal, zu häuslichen Auseinandersetzungen kam.

Grab der Brüder van Gogh auf dem Friedhof von Auvers

Niedergedrückt fuhr der Maler noch am gleichen Abend zurück. Unter anderem malte er nun die Auvers umgebenden Kornfelder in regnerischer Stimmung.

Am 27. Juli schoss van Gogh sich im Freien eine Kugel in die Brust (nach anderer Darstellung ›in den Bauch‹), konnte aber noch zum Gasthof zurückkehren. (Weitere Infos hierzu siehe hier:)

Über die Beweggründe zu der Tat wurde viel spekuliert. Nicht auszuschließen ist, dass es sich bei dem Schuss um einen Hilfeschrei ohne wirkliche Selbsttötungsabsicht handelte. Einer jüngsten Theorie zufolge soll van Gogh allerdings nicht Selbstmord begangen haben, sondern Opfer eines Unfalls geworden sein. 

Die beiden herbeigerufenen Ärzte, darunter Dr. Gachet, verzichteten darauf, die Kugel zu entfernen. Vincent van Gogh starb am 29. Juli im Beisein seines Bruders. Er ist an der Seite Theos, der ihn nur um ein halbes Jahr überlebte, auf dem Friedhof von Auvers begraben.   

Porträt des Dr. Gachet, 1890