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Die Mistel - die heiligste Pflanze der Kelten 

Misteln, Foto: © Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0

Die »Mistel« ist schon seit vielen Jahrhunderten als Heil- und Ritualpflanze bekannt. Den Kelten war sie heilig. 

Die Mistel zu ernten war nur den Druiden im Rahmen spezieller ritueller Feste erlaubt. Sie war unverzichtbarer Bestandteil vieler Heiltränke und medizinischer Anwendungen. 

Die Mistel (lat. Viscum album) kennt man auch unter folgenden Namen: 

Drudenfuß, Hexen-, Donnerbesen, Hexenchrut, Hexen-, Leimmistel, Heiligkreuzholz, Affalter, Albranken, Birnäspel, Knisterholz, Leimholz, Vogelmistel, Mispel

Die Mistel ist eine Halbschmarotzerpflanze, welche auf den Ästen und in Astgabeln fremder Bäume wächst.

Sie gehört botanisch zur Familie der »Viscaceae« und gedeiht vor allem auf Laubhölzern, Tannen und Kiefern. Zu dieser Gruppe gehört auch die Eichenmistel (oder Riemenblume), die den Kelten als besonders heilig galt, weil sie am heiligsten Baum, der Eiche, wuchs.

Als Halbschmarotzer zapft die Mistel lediglich das Wasser vom Wirtsbaum ab und baut ihre Kohlenhydrate selber auf. Die Blätter sind immergrün, daher sind sie im Winter sehr gut auf den Bäumen sichtbar.

Misteln am Baum, Foto © Andrew Dunn

Die beerenartigen Scheinfrüchte, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind, werden aber von Vögeln gefressen und die Samen der Mistel durch den Kot auf neue Bäume getragen. 

Eine weitere Art der Vermehrung der Mistel geschieht durch den zähflüssigen, samenhaltige Schleim, welcher am Schnabel einer naschenden Misteldrossel kleben bleibt. Nach der Mahlzeit »wetzen« sie dann ihren Schnabel an Ästen, um das klebrige Zeug wieder loszuwerden. So werden Samen oft gleich direkt in luftiger Höhe an den richtigen Platz gebracht.

Misteln wachsen sehr langsam: Für einen Durchmesser von 50 cm benötigen sie 30 Jahre ! Das sollten all jene bedenken, die vor allem in der Weihnachtszeit glauben, Misteln schneiden oder kaufen zu müssen !!!

              

Rituelle Ernte

Der Überlieferung nach dürfte die Mistelernte tatsächlich so geschehen sein, wie wir es von »Miraculix« kennen:

Die Druiden - als geistige Führer der Kelten - besteigen einmal jährlich, im Zeitraum von 6 Tagen nach dem Dezembervollmond, weiß gewandet die heiligen Eichen, um mit einer goldenen Sichel die Eichenmistel abzuschneiden.

Bei der Eichenmistel handelt es sich aber nicht um die gewöhnliche Mistel, sondern um die sogenannte »Riemenblume« (lat. Loranthus europaeus), welche nur auf Eichen wächst. 

Zuerst wurden zwei weiße Stiere zum Baum geführt. Dann stieg ein weiß gekleideter Priester die Eiche hinauf und schnitt die Mistel mit einer goldenen Sichel ab. 

Da herabfallende Zweige nicht die Erde berühren durften, fing man sie mit weißen Tüchern auf. 

Anschließend opferte man die Stiere und bat die Götter, dieses Opfer wohlwollend anzunehmen. 

Die auf diese Weise geerntete Mistel machte unfruchtbare Tiere fruchtbar und galt als Gegengift gegen alle Gifte.

Die Mistel war unverzichtbare Zutat für Heiltränke. Auch im asterixschen »Zaubertrank« durfte die Mistel natürlich nicht fehlen.

            

Die Mistel als Heilpflanze

Der Mistel werden unterschiedliche Heilwirkungen zugeschrieben, je nachdem, auf welcher Wirtspflanze sie gewachsen ist.

  • Eichenmistel: bei Verdauungs- und Urogenitalerkrankungen des Mannes
  • Apfelmistel: bei Verdauungs- und Urogenitalerkrankungen der Frau
  • Ulmenmistel: bei Erkrankungen der Lunge

Die Inhaltsstoffe der Mistel ganz allgemein (Querecetin, Urson, Viscotoxin, Cholin, Bitterstoffe, Inosit, Viscin, Pyridin und Magnesium) wirken gefäßerweiternd, blutdrucksenkend, herzstärkend, stoffwechselanregend, blutstillend, krampflösend und stärken die Abwehrkräfte. 

Sie verbessern auch die Begleiterscheinungen von Arteriosklerose und Blutdruckbeschwerden. Es ist schon erstaunlich, dass die Kelten bereits um die Heilwirkung der Mistel wussten.     

Heute noch wird die Mistel deshalb traditionell bei Bluthochdruck, Schwindel, Ohrensausen, Kopfweh im Alter, Blutandrang im Kopf, zu starken Menstruationsblutungen eingesetzt. 


Quellen: nabu.de, heilkraeuter.de, heilpflanzenwissen.at, wikipedia.org