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Die Treverer

Keltensiedlung in Altburg bei Bundenbach, Rheinland-Pfalz

Die »Treverer« (lateinisch: Treverii) waren ein Volksstamm der Kelten, welcher in Nordostgallien angesiedelt war. Er hatte enge Kontakte zu den benachbarten Stämme rechts des Rheines. 

Laut dem römischen Historiker Tacitus (ca. 58–120 n. Chr.) verfolgten die Treverer nachdrücklich Anspruch darauf, germanischen Ursprungs zu sein. Sie wollten sich dadurch von  den »schlaffen Galliern« abheben.

Das Stammesgebiet der Treverer erstreckte sich, nach »De bello Gallico« von Gaius Julius Caesar vom Rhein bis zum Land der Remer (lateinisch Remi). Diese waren neben den Suessionen einer der größten belgisch-keltischen Stämme. Sie waren im Gebiet zwischen den Flüssen Aisne und Marne (Matrona) im Gebiet der heutigen Region Champagne im Norden Frankreichs sesshaft. Sie waren damit einer der größten Stämme der Belger. 

Die westliche Grenze des Treverergebietes bildete die Maas. Eburonen und Condruser, deren Gebiete nördlich des Treverergebietes lagen (in der heutigen Eifel bzw. Ardennen),   

Caesar erwähnt in seinem Werk keinen befestigten Ort (Oppidum) bzw. Hauptort der Treverer. Augusta Treverorum (Stadt des Augustus im Land der Treverer, das heutige Trier), stieg erst in provinzialrömischer Zeit zur Hauptstadt der Treverer auf.  

        

Namensherkunft

Der Volksname der Treverer kommt von »tre« (einem Verstärkungsartikel) und »vero«, das kymrische (=walisische) »gwyr« (kräftig, tüchtig).

Eduard Rudolf Thurneysen (* 14. März 1857 in Basel; † 9. August 1940 in Bonn) war ein Schweizer Sprachwissenschaftler und einer der bedeutendsten Keltologen. Er geht davon aus, dass das keltische »trē-uer-o« und »ver-o« mit  »über einen Fluss gehen, fahren« zu rekonstruieren sei.

Der Name »Treverer« bedeute in Wirklichkeit »die Fährleute«, weil dieser Stamm die Mosel überqueren ließ. Das kann die Existenz der »Furtengöttin Ritona« und der Kapelle zum »Uorioni deo« auch erklären. Das gleiche Stammwort bestand auch im altirischen treóir ( trē-u̯ori) → »Führung durch einen Furt«, bzw. »Ort, wo der Fluss überquert werden kann«.  

       

Frühkeltische Lebensweise

Nach neuesten Erkenntnissen reicht die Geschichte der Kelten mindestens bis in das 6. Jahrhundert v. Chr. zurück. Die Treverer bauten ihre Häuser aus Lehm und Flechtwerk. Grundlage war eine Holzkonstruktion. Diese Häuser hatten aber leider nur eine begrenzte Haltbarkeit von möglicherweise einer oder zwei Generationen.

Palisaden-Befestigung in der rekonstruierten treverischen Siedlung Altburg

Die Treverer siedelten meist in Einzelgehöften und Kleinsiedlungen. Daneben bestanden aber auch in der Spät-Latènezeit mehrere befestigte Höhensiedlungen. Vermutlich waren das Hofgemeinschaften der Oberschicht. Diese Oppida waren: der Martberg an der Untermosel, Wallendorf an der Sauer, Otzenhausen im nördlichen Saarland am Rande des Hunsrück, Kastel an der Saar und der Titelberg in Luxemburg. 

Der spätere Hauptort des Stammes – Augusta Treverorum, das heutige Trier – scheint nach archäologischen Zeugnissen seine Bedeutung erst mit Einrichtung der römischen Provinzen in Nordostgallien erhalten zu haben. 

Zeitgleich mit dem Aufstieg Triers erfolgte ein erheblicher Bedeutungsverlust der anderen Oppida. Deren Blüte endete in etwa mit der Zeitenwende.  

       

Kultur und Wirtschaft

Die Treverer kannten drei soziale Klassen: der Adel, das einfache Volk und die Ambacten (Sklaven, die ähnlich gehalten wurden wie später die Sklaven bei den Römern)

Goldmünzen der Treverer, (Treviri Stater gold)

Die Treverer hatten bereits eine Geldwirtschaft und betrieben damals bereits arbeitsteiliges Handwerk. Insbesondere die befestigten Städte, die sogenannten Oppida, waren als Handwerks- und Handelszentren der Spätlatènezeit bedeutsam. Überregionaler Handel bis in den Mittelmeerraum sind durch Funde nachgewiesen.

Die vorrömische keltische Bevölkerung von Rheinhessen gehörte nach neueren Forschungsergebnissen ebenfalls zu den Treverern. Diese werden als »Aresaken« bezeichnet. 

Die Aresaken (lateinisch Aresaces) siedelten im äußersten östlichen Einflussbereich der Treverer in Rheinhessen bis in die Gegend um das heutige Mainz. Sie gelten heute als ein Teilstamm oder eine ethnische Gruppe innerhalb des Großstammes der Treverer, welche in Form eines »Pagus« (lat., → Dorf, Flur, Gau, Kanton) organisiert waren.

Das Zentrum dieses Siedlungsgebietes der Treverer war wahrscheinlich das Oppidum auf dem Donnersberg im nördlichen Pfälzer Bergland.  

        

Religion

Die Treverer waren ursprünglich »Polytheisten« (jemand, der glaubt, es gebe mehrere Götter) und hatten wahrscheinlich einen ähnlichen Glauben wie die anderen keltischen Stämme. Nach der römischen Eroberung wurden viele ihrer Gottheiten mit den römischen Göttern gleichgesetzt oder verbunden. 

Innenraum des rekonstruierten gallo-römischen Umgangstempel auf dem Martberg bei Pommern, Foto: © Hannibal21, CC BY-SA 3.0

Zu der am meisten verehrten Gottheit der Treverer zählt der Stammesgott Mars Lenus. Er wurde außer bei den Treverern auch in Britannien verehrt. In der »Interpretatio Romana« wurde er mit Mars gleichgesetzt.

Die »Ancamna« ist eine gallo-römische Wasser- und Quell-Göttin. In der keltischen Mythologie, wurde sie besonders in Teilen des Moseltales verehrt. So in Trier (Augusta Treverorum, Tempelbezirk Irminenwingert) und in Ripsdorf (Ortsteil der Gemeinde Blankenheim [Ahr] im Kreis Euskirchen) zusammen mit Mars Lenus und in Möhn, 

Der Tempelbezirk in Möhn liegt rund 12 Kilometer nördlich von Trier und circa einen Kilometer östlich der Via Agrippa, einer römische Fernstraße von Trier über Bitburg nach Köln. 

Die Forschung spricht der Tempelanlage eine überregionale Bedeutung zu. Man vermutet, die Tempelanlage sei das Hauptheiligtum der umliegenden Ortschaften in der südlichen Eifel.

Es ist naheliegend, deshalb auch in Ancamna eine Stammesgottheit zu sehen. Im Heiligtum von Möhn wurden Votivgaben für Ancamna, Mars Smertulianus und einen lokalen Genius cucullatus gefunden. 

In Luxemburg fanden Ausgräber ein bronzenes ex voto für Inciona und Lenus Mars Veraudunus; eine Verbindung zwischen Ancamna und Inciona wird vermutet, ist aber derzeit nicht eindeutig beweisbar.

Aus der römischen Zeit sind drei wichtige heidnische Heiligtümer in der unmittelbaren Nähe von Trier bekannt: Der »Tempelbezirk im Altbachtal«, das nahe gelegene Heiligtum »Am Herrenbrünnchen« und das wichtige »Lenus Mars Heiligtum« am linken Moselufer.

Ardbinna-Stein in Gey

Es sind auch landschaftsbezogene Gottheiten bekannt, wie beispielsweise »Ardbinna«, die wahrscheinlich die Ardennen verkörpert und in Gey (Ortsteil von Hürtgenwald im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen) auf einer Inschrift bezeugt ist.

Dort steht unauffällig in der Nähe des Dorfplatzes eine Kopie des »Ardbinna-Steines«. Dieser wurde 1859 bei einer Rodung gefunden.

Da Gey in der Römerzeit noch zu dem Gebiet der Ardennen gehörte, setzte ihn der römische Dedikant Titus Julius Aequalis als Votivgabe an die Ardennengöttin Ardbinna, die ihn schützend durch den Bergwald geleitet hatte.

Die Weihinschrift lautet übersetzt etwa »Diesen Stein setzte Titus Julius Aequalis der Göttin Ardbinna«. Gefolgt von der lateinischen Formel »S(olvit) L(ibenter) M(erito)«, die mit »Er erfüllte damit gern und nach Gebühr das gemachte Gelübde« übersetzt werden kann. Der Originalstein steht heute im Rheinischen-Landesmuseum Bonn.


Zeittafel

um 1.200 v. Chr.

die Urnenfelderkultur breitet sich im Eifel-Mosel-Gebiet aus

 

ab ca. 750 v. Chr. 

bis Mitte 1. Jhdt. v. Chr.

eisenzeitliche, von der Urnenfelderkultur geprägte Laufelder Kultur bzw. Laufelder Gruppe im Hunsrück-Eifel-Gebiet

ab 2. Hälfte 6. Jhdt. v. Chr. bis 

Mitte/Ende 4. Jhdt. v. Chr. 

Hunsrück-Eifel-Kultur, zunächst mit zunehmender Assimilation der Hallstattkultur

ab 5. Jhdt. v. Chr.

eine »Hochburg« der Frühlatènekultur mit ausgeprägter Prunkgrabsitte (Wagengrab von Bell) und Südkontakten

spätes 3. bis 2. Jhdt. v. Chr.

Kontinuität der Bevölkerung ist trotz der gleichzeitigen keltischen Wanderungen durch Funde aus Gräberfeldern und Höhenbefestigungen nachgewiesen

2. Hälfte des 2. Jhdt.  v. Chr.

bis 2. Hälfte des 1. Jhdt. v. Chr.

mit treverischen Oppida (Städte), z. B. Martberg, Otzenhausen, Kastel, Wallendorf und Titelberg sowie befestigten Häuptlingshöfen, differenziertem Handwerk, Münzwirtschaft und innerkeltischem Handel erleben die Treverer, wie die gesamte keltische Kultur, eine Blüte

58 v. Chr.-51 v. Chr.

Gallischer Krieg, Unterwerfung durch Caesar und Beginn der Romanisierung, erste Erwähnung der Treverer als Stamm im ersten Buch von Caesars De bello Gallico

58 v. Chr.

Treverische Gesandte melden Caesar, dass 100 Gaue des rechtsrheinischen Germanenstammes der Sueben den Rhein überschreiten wollen

54 v. Chr.

Teilnahme am Aufstand des Eburonenkönigs Ambiorix

 

53 v. Chr.

Der Trevererfürst oder -könig Indutiomarus greift ein Winterlager Caesars an und wird dabei getötet, Titus Labienus unterwirft den Stamm, der Schwiegersohn des Indutiomarus, der romfreundliche Cingetorix, übernimmt die Herrschaft

52 v. Chr.

Kämpfe der Treverer gegen die Sueben

 

51 v. Chr.

Reitertreffen des Titus Labienus mit treverischen Verbänden

30/29 v. Chr.

Trevereraufstand gegen die Römer; von Marcus Nonius Gallus niedergeschlagen

16 v. Chr.

Gründung von Augusta Treverorum unter Kaiser Augustus

21 n. Chr.

fehlgeschlagener Aufstand gegen die Römer

 

68 - 70 n. Chr.

fehlgeschlagener Aufstand unter Julius Classicus gegen die Römer (Bataveraufstand)


Quellen: evolution-mensch.de; wikipedia.org; frag-caesar.deQuellen: evolution-mensch.de; wikipedia.org; frag-caesar.de; trier.de; uni-heidelberg.de; vorzeitwissen.de; wikinew.wik;