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Das Heilbad ›Spa‹

Spa, Foto by Jean-Pol Grandmont

Die Stadt Spa ist eine Stadt in den Ardennen. Sie gehört zur belgischen Provinz Lüttich, in der Wallonischen Region Belgiens. Die Kurstadt Spa liegt nur 35 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze.

Aus dem Namen der Stadt Spa wurde im Englischen der Gattungsbegriff Spa als Synonym für »Heilbad« gebildet.

Spa ist der Inbegriff für Hotel-, Kur- und Thermalanlagen. Es ist jedoch kein Zufall, dass Spa zur allgemeinen Bezeichnung von Mineralwasser und Thermalbädern geworden ist: In der Ardennenstadt Spa sprudelt das heilwirkende Wasser seit Jahrhunderten und hat so dem Wellnesstrend seinen Namen gegeben.

300 verschiedene Quellen wurden über die Jahre gezählt und erhielten teilweise Namen wie Reine (Königin), Fontaine d’Or (goldene Quelle), Armes d’Autriche (Österreichs Wappen) sowie Sauvenière oder Barisart (beides Ortsnamen).

Die historische Kurstadt Spa hat sich selbst in den letzten Jahren einer gründlichen Verjüngungs- und Verschönerungskur unterzogen. Auf einem Hügel über der Stadt wurde ein neues Thermalbad errichtet: Thermen von Spa laden zum Entspannen und Erholen ein - mit einem herrlichen Blick über die Stadt.

        

Geografie

Spa bildet mit Eupen, Monschau und Malmedy einen Eckpunkt des Hohen Venns und liegt im Tal des Wayai. Vom Lac de Warfaaz wird der Fluss unterirdisch durch Spa geleitet.

     

Geschichte

Die Quellen von Spa könnten schon in römischer Zeit unter Plinius dem Älteren oder im Frühmittelalter zur Zeit des Heiligen Remaclus (7. Jahrhundert), Gründer der nahen Abteien Stablo und Malmedy, bekannt gewesen sein. Historisch sicher belegt ist das nicht.

Kirche St. Remacle

Die Herkunft des Namens Spa ist umstritten. Eine Theorie führt den Namen auf ein germanisches Wort für »speien, spucken« zurück. Jedenfalls wurde damit eine Quelle bezeichnet, und dieser Name ging auf die Ortschaft über, die sich hier ab dem 14. Jahrhundert bildete.

Spa gehörte im Mittelalter zu Franchimont (nach der Burg im benachbarten Theux) und bekam 1594 die Stadtrechte.

Der systematische architektonische Ausbau zu einem Kurbad erfolgte im 18. und 19. Jahrhundert. Kaiser Joseph II. besuchte Spa 1781.

Während des Ersten Weltkriegs befand sich in Spa von März bis November 1918 das Große Hauptquartier der deutschen Obersten Heeresleitung.

Vom 5. bis zum 16. Juli 1920 fand die »Konferenz von Spa« statt. Es war die erste Konferenz nach dem Ersten Weltkrieg, an der mit Reichskanzler Konstantin Fehrenbach und Außenminister Walter Simons wieder deutsche Staatsmänner teilnahmen. Es ging um die Frage der Reparationen, die das Deutsche Reich nach dem verlorenen Krieg an die Siegermächte zahlen sollte, sowie um die Entwaffnung Deutschlands.

Nach zwei Weltkriegen erfuhr Spa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst einen Niedergang. Der Wiederaufbau zu einem Ferien- und Wellness-Zentrum moderner Prägung ist zusammen mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten an der verfallenen Bausubstanz sowie Einrichtung einer neuen touristischen Infrastruktur zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Gange.

           

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Heilquellen

Das Heilbad Spa verdankt seinen guten Ruf seinen Mineralwasser-Quellen. Dieses Wasser, das relativ früh mit wichtigen Heilkräften in Verbindung gebracht wurde, tritt an zahlreichen Stellen zutage, sowohl in der näheren Umgebung der Stadt als auch in deren Zentrum.

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich Spa zu einem Treffpunkt der gekrönten Häupter und illustren Persönlichkeiten, so dass man dem Ort irgendwann den Beinamen »Café de l’Europe« gab. Ein Café dieses Namens gibt es auch heute an der Place Royale, war jedoch nicht dieser Treffpunkt.

Verteilt in und um Spa sind die Quellen und Kurhäuser, die den Namen »Pouhons« tragen, für Besucher zugänglich. Sie sind teilweise nach den Persönlichkeiten, die sie besucht haben, benannt. Ein Rundweg ermöglicht den Besuch folgender Quellen: 

  • Pierre-le-Grand, benannt nach Zar Peter dem Großen, der Spa 1717 besuchte, mit Brunnenhalle von 1880 und Park; das eisenhaltige Wasser fließt aus einem Hahn in Fischform, der Wahrzeichen für die touristische Werbung der Stadt geworden ist. Das Ende umfassender Restaurierungsarbeiten ist für Frühjahr 2012 in Aussicht gestellt;
  • eine nach dem Prince de Condé benannte Quelle mit höherem Mineralgehalt, die aber erst im 19. Jahrhundert entdeckt wurde. Die ›Fin de siècle‹ - Brunnenhalle aus Glas und Metall wurde 1988 mit einer gläsernen Pyramide (Architekt Marcel Geenen) überbaut.
  • Tonnelet; diese Quelle war schon im 17. Jahrhundert bekannt; der Name leitet sich von den kleinen Fässchen ab, in denen das Wasser früher aufgefangen wurde; 
  • Sauvenière et de Groesbeek, die älteste bekannte Quelle der Stadt, die von der Tourismuswerbung mit der Legende des Sandalenabdrucks des Heiligen Remaclus in Zusammenhang gebracht wird. Seit jeher war sie Heilquelle für jung verheiratete Paare mit unerfülltem Kinderwunsch; 
  • Géronstère mit schwefelhaltigem Wasser, das auch Peter der Große trank, sowie
  • Barisart, eine Quelle, die im 19. Jahrhundert noch umgefasst durch die Wiesen floss. 
  • Ein Monumentalfresko des lokalen Malers Antoine Fontaine innerhalb des Brunnengebäudes des Pouhins Pierre-le-Grand»Le Livre d'Or«, (1894) zeigt 95 Persönlichkeiten aus drei Jahrhunderten, die sich in anachronistischer Zusammenkunft vor dem historischen Thermengebäude aufhalten und miteinander kommunizieren. Überragt wird die Gruppe von vier Marmorskulpturen, darstellend Plinius den Älteren, den Heiligen Remaclus - insoweit suggerierend, dass diese die Heilquellen schon kannten -, die Allegorie der Musik und sich selbst. An diesem Fresko hat der Künstler 12 Jahre gearbeitet. 

Die betuchten Kurgäste, auch »bobelins« genannt, wandelten um 1900 noch im inzwischen teilweise renovierten und neu gestalteten Zentrum der Stadt. Im 1758 für das Publikum eröffneten »Parc de Sept Heures« traf man sich gegen 19 (sept → sieben) Uhr unter der monumentalen Metallkonstruktion des Architekten William Hansen, der Galerie Leopold II. (1878), die zwei Pavillons verbindet.

Funicular, Foto © G. Friedrich

Im Kurpark erinnern Denkmäler an historische Ereignisse und prominente Besucher, beispielsweise das Waffenstillstandsdenkmal für den Major William Radcliffe, 1925 zum Ehrenbürger der Stadt Spa ernannt, sowie die Denkmäler für den Komponisten Giacomo Meyerbeer, den in Spa geborenen Schriftsteller Jean d’Ardenne sowie den Marschall Ferdinand Foch. 

Der heutige Kurgast fährt mit der gläsernen Panoramastandseilbahn vom 2006 neu erbauten Hotel Radisson zur im gleichen Jahr entstandenen Therme auf den Hügel Colline d' Annette et Lubin direkt über der City.

Der Hügel trägt seinen Namen nach zwei Protagonisten aus dem unmoralischen Hauptwerk der »Contes Moraux« von Jean-François Marmontel, denen zwei reale Personen der Stadt Spa zum Vorbild gedient haben sollen.

Der Innenbereich der neuen Therme unter einer hohen Glaskuppel bildet zusammen mit dem Außenbereich 800 m² Fläche mit 32°C warmem Thermalwasser; hinzu kommen Sauna, Solarien und türkisches Bad sowie Angebote zu diversen Anwendungen.

                    

Bauwerke

Die historischen Gebäude der Stadt konzentrieren sich rund um die Place Royale und die umliegenden Gassen gegenüber dem Kurpark. 

Das alte Thermengebäude (Bains) an der Place Royale entstand in den Jahren 1862 bis 1868 im klassizistischen Stil unter dem flämischen Architekten Tieleman Franciscus Suys. Die Fassade und der zentrale Dreiecksgiebel sind mit Skulpturen geschmückt, das Foyer und die übrigen Säle im Neorenaissancestil ausgemalt. Die alten Thermen wurden 2004 geschlossen. Das Gebäude ist außen noch sanierungsbedürftig, innen jedoch renoviert und wieder geschäftlich genutzt.  

Casino Spa

Das Casino und der angrenzende Kursaal von 1920 nebenan ersetzt einen 1917 abgebrannten Bau; dieser wiederum (eröffnet 1908) war - versehen mit Ballsaal und Theater - Nachfolgebau der 1762 gegründeten Redoute. Für diese nimmt die Eigenwerbung der Stadt Spa in Anspruch, es handele sich um das älteste Kasino der Welt. Gespielt werden amerikanisches Roulette, Black Jack und diverse Automatenspiele; auch finden heute verschiedene Veranstaltungen, Festivals, Seminare und Ausstellungen in diesem Gebäude statt.  

Die Kirche St. Remacle im Stil rheinischer Neoromanik stammt von 1885; ein Vorgängerbau ist belegt. Sie weist eine ausgewogene Doppelturm-Westfassade, einen massiven Vierungsturm, Nord- und Südquerhaus sowie Apsis mit umlaufender Rundbogen-Zwerchgalerie auf. Die Innenausstattung stammt aus dem 19. Jahrhundert, abgesehen von einer Renaissance-Statue des Heiligen Remaclus (16. Jahrhundert) aus dem Vorläuferbau.

Die Waux-Hall, ein zweiter Spielsaal, wurde 1770 durch den Architekten Jacques-Barthélemy Renoz im Louis-seize-Stil errichtet.

Das heutige Rathaus, einst Grand Hotel der Kurgäste, stammt von 1762 (ebenfalls Louis-seize, Architekt Barthélémy Digneffe, der auch den Erstbau des Kasinos konzipierte).

          

Rennstrecke

Foto: BL Diffusion

Im benachbarten Francorchamps liegt die Rennstrecke »Spa-Francorchamps«, die in den 1920er Jahren auf einem ca. 14 km langen Landstraßen-Dreieck zwischen den Ortschaften Francorchamps (Spitzkehre La Source), Blanchimont und Stavelot angelegt wurde. Die Rennstrecke liegt auf dem Gemeindegebiet von Stavelot; hier befindet sich auch das Rennmuseum.

Diese Hochgeschwindigkeitsstrecke mit langen Geraden wurde 1969 von der Formel 1 boykottiert, da sie zu schnell und zu unsicher erschien. 1970 fand nach Umbauten der vorerst letzte Grand Prix auf dieser Variante statt.

Ende der 1970er Jahre wurde eine auf ca. 7 km verkürzte Version gebaut, auf der seit 1983 die »Formel 1« wieder Rennen fährt.    

Bis Ende der neunziger Jahre waren die Hauptteile der Strecke als Teil der Landstraßenverbindung von Francorchamps nach Malmedy bzw. nach Stavelot an rennfreien Tagen für den allgemeinen Verkehr geöffnet.